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Hazel Rosenstrauch
JUDEN NARREN DEUTSCHE
Hazel Rosenstrauch bezeichnet sich als unjüdische Jüdin und nennt ihre Texte "Deutsche Studien".
Als Nachkömmin von Verfolgten beobachtet sie – skeptisch, heiter und auch böse – die Erinnerungskultur in Deutschland,
Österreich und ein bisschen auch in Europa.
Die Geschichten sind aus ihrem Leben gegriffen – in Berlin, in Wien oder auch in der Bischofsstadt Rottenburg. Denkmale,
Stolpersteine und Orte der Erinnerung sollen mahnen. Wie aber wirken sie auf jemanden, der ständig an die Ausgrenzung
seiner Vorfahren erinnert wird? Hazel Rosenstrauch beobachtet, denkt sich ihr Teil und schreibt es auf. Sie unterhält
sich mit Heinrich Heine, lässt die Kulturgeschichte der Narren vorüberziehen und erfindet sich einen neuen Großvater.
Sie wehrt sich gegen Zuschreibungen und möchte die verharschte Sprache aufbrechen.
Buchentstehung
Die Idee einer Essaysammlung geht zurück auf das Jahr 2003. Ich fand, dass die Texte der Autorin, die in Zeitschriften
oder Zeitungen erschienen sind, verdienten, in einem Band zusammengefasst zu werden. Hazel Rosenstrauch wollte nicht nur
"alte Hadern"neu verlegt haben, sondern neue Essays verfassen. Andere Buchprojekte der Autorin, z.B. die Doppelbiografie
Caroline und Wilhelm von Humboldts "Wahlverwandt und ebenbürtig" (Andere Bibliothek 2009), kamen jedoch dazwischen, sodass
wir erst in diesem Jahr in der Lage sind, das ebenso ungewöhnliche wie notwendige Buch "JUDEN NARREN DEUTSCHE"dem
geschätzten Publikum vorzulegen. Es ist das dritte Buch der Autorin, das im persona verlag erscheint.
Zur Autorin
Hazel Rosenstrauch wurde am Ende des Krieges in London als Tochter österreichischer Emigranten geboren,
wuchs in Wien auf, studierte in Berlin und promovierte in Tübingen. Sie arbeitete als
Lektorin, Universitätsdozentin und Herausgeberin wissenschaftlicher Zeitschriften. So leitete sie z.Bsp. von 1997 bis 2007
sie die Zeitschrift "Gegenworte". Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Kulturgeschichte vom 18. Jahrhundert bis heute. 2012 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.
Hazel Rosenstrauch lebt in Berlin.
Im persona verlag sind auch erschienen:
Weitere Buchveröffentlichungen: Aus Nachbarn wurden Juden. Ausgrenzung und Selbstbehauptung 1933-1942 Berlin 1988 (vergriffen).
Varnhagen und die Kunst des geselligen Lebens. Eine Jugend um 1800, Verlag Das Arsenal 2003.
Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm von Humboldt, Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag 2009.
Karl Huss, der empfindsame Henker, Matthes & Seitz.
Bitte besuchen Sie auch die persönliche Webseite von Hazel Rosenstrauch
Pressestimmen
"Ein blitzgescheites Buch, dessen gedanklicher Inhalt in keinem Verhältnis zu seinem eher schmalen Umfang steht." (Matthias Spindler, Südwestfunk)
Textprobe
Die Vergangenheit wird neu geordnet. Man geht heute anders mit ihr um und mich interessiert dieses Umgehen.
Umgehen? Wie bei den Erinnerungen an den Mauerfall werden auch bei der Erinnerung an den Nationalsozialismus
neue Legenden gewoben, Geschichten erfunden und uminterpretiert. Welche Rituale, Mythen, Floskeln, Standards
und vielleicht auch neue Mauern sind entstanden? Welche neuen deutschen, jüdischen, jüdisch-deutschen oder
auch europäischen Identitäten tauchen aus der Finsternis auf und was hätte Harry Heine dazu gesagt? Ich spaziere
durch Berlin, lese Zeitungen und sehe Filme, in denen "Jüdisches", die Judenverfolgung, die deutsche Schuld und
Verwandtes thematisiert werden, und spähe in umgekehrter Richtung - Forschungsobjekte schauen Euch an. Es sind
unfertige und nicht auf Fertigkeiten zielende Gedanken, Beobachtungen, Briefe, Erinnerungen und Nachgeschmäcker,
die sie hinterlassen. (Aus dem Vorwort)
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