1995

112 Seiten, Hardcover
D: € 12,50, A: € 12,90, SFR 23
ISBN 3-924652-24-4

Hazel Rosenstrauch
Die Grazie der Intelektuellen


Natascha und der Faktor S.

Natascha ist eine Figur aus einem Science-Fiction-Film, den die Erzählerin in den sechziger Jahren in den USA gesehen hat. Sie hat ihren eigenen Kopf, ihre eigene Wahrnehmung und verweigert sich dem glück- und karrierebringenden Mainstream. Natascha begleitet die Autorin auf ihrer Reise in die Vergangenheit, stellt unbequeme Fragen und verleitet zum Kichern. Faktor S erweist sich als überlebenswichtig: S wie Sehnsucht, Spiel, Sinn...

Buchentstehung
Wie die 'Erbschaft' ist auch dieses Buch aus zahlreichen Gesprächen entstanden, die Hazel Rosenstrauch und ich miteinander führten.


Zur Autorin

Hazel Rosenstrauch wurde als Tochter jüdisch-kommunistischer Emigranten 1945 in England geboren und wuchs in Wien auf. Sie versuchte zuerst in die USA, dann nach Kanada auszuwandern, und kam “gerade rechtzeitig zur Studentenbewegung” nach Berlin. Sie blieb 23 Jahre in der BRD, lebte u.a. in Köln, München, Tübingen und immer wieder Berlin und studierte Germanistik und Soziologie, später Empirische Kulturwissenschaft. Ende 1988 Umzug nach Wien, bis zu seiner Einstellung war sie Redakteurin des Wiener Tagebuchs. Seit 1997 wieder in Berlin, wo sie als Lehrbeauftragte an der Humboldt-Universität arbeitet und bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Zeitschrift "Gegenworte" herausgibt. Verfasserin zahlreicher Essays. Jüngste Buchpublikationen: Aus Nachbarn wurden Juden. Ausgrenzung und Selbstbehauptung 1933-1942, Kulturpolitik. Ein Schalk in Europas Nacken, Beim Sichten der Erbschaft (ebenfalls bei persona).

Bitte besuchen Sie auch die persönliche Webseite von Hazel Rosenstrauch.

Pressestimmen

"Das Buch hat seinen Reiz vor allem durch die tatsächlich vorhandene intellektuelle Grazie... Da wird nicht breit und simpel erzählt, sondern vielmehr anhand pointiert vorgebrachter Kurzberichte räsoniert, eine kleine Nadel ist griffbereit, um die Sprechblasen der Weltanschauungsjongleure anzustechen... Zu den vielen Identitätsangeboten geht Hazel Rosenstrauch auf Distanz, aber nicht in verächtlichem Tonfall. Und man wird schon lange suchen müssen, um einen Text zu finden, in dem die Kritik am Akademischen so grundsätzlich, treffend und doch ohne platte Häme vorgebracht wird ... Es ist eine Autobiografie, frei von allem Bekennerhaften, das seit Augustinus und Rousseau auch immer mit dem Prahlerischen einherschreitet, ein kleines Werk, das die erfreuliche Existenz eines diskreten Charmes jenseits der Territorien der alten und der neuen Bourgeoisie unter Beweis stellt." (Wendelin Schmidt-Dengler, DER FALTER (Wien))

Hazel Rosenstrauch legt in ihrem Buch ein sehr eigenwilliges Resümee ihrer Lebenserinnerungen von 1963 bis heute vor... Die Autorin spinnt ein Werk voll ironisch-heiterer, bisweilen zynischer Untertöne gegen und für die Apo-Zeit, gegen des etablierten Wissenschaftsbetrieb und die gesellschaftliche Realität. Die Software zum geistigen Betriebssystem ist der im Titel erwähnte Faktor S. S wie Schreiben, Suchen, Spielen, Sehnsucht, Sinn, Sinnlichkeit, Sympathie, Skepsis, Stil ... jenes Surplus an Energie, ‘das irgendwie anders ist als die Bilder und Modelle, die uns empfohlen, vorgelebt oder ans Herz gelegt werden.’" (Brigitta Läufer, Die Rheinpfalz)

Textprobe

"Das jüdisch-kommunistische Emigrantenkind hatte einen Vorteil gegenüber deutschen Freunden, Genossen und Arbeitskollegen. Sie hat gewußt, daß die Zivilisation schon untergegangen war, das war konkrete Familiengeschichte, in ihrem Paß eingetragen. Es hat geholfen, als sich die Euphorie einer Suche nach dem neuen Menschen erst in Katastrophitis und etwas später in die Entdeckung regionaler, autochthoner, vielfältiger Kultur oder bedrohter Bäume verwandelt hat. Schnitt. Sechs Jahre später. N. beim Verhör betreffs Berufsverbot, das die Sozialdemokratie erfunden und später bereut hat. An einer prekären Stelle des Interviews sagte sie: 'Ich bin aufgrund der Erlebnisse meiner Eltern streng demokratisch erzogen.' Sie konnte sehen, wie der gelbe Stern im Hirn der Prüfer aufgeleuchtet ist. Jüdin und Berufsverbot war heikel, eine andere Linke mit jüdischer Abstammung hatte gerade den Zusammenhang mit der älteren deutschen Geschichte in Erinnerung gerufen. Man wählte eine geradezu österreichische Lösung. N. bekam kein Berufsverbot, nur die Stelle war leider vergeben."