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Hazel Rosenstrauch
Die Grazie der Intelektuellen
Natascha und der Faktor S.
Natascha ist eine Figur aus einem Science-Fiction-Film, den die Erzählerin in den sechziger Jahren in den USA gesehen hat. Sie hat ihren eigenen Kopf, ihre eigene Wahrnehmung und verweigert sich dem glück- und karrierebringenden Mainstream. Natascha begleitet die Autorin auf ihrer Reise in die Vergangenheit, stellt unbequeme Fragen und verleitet zum Kichern. Faktor S erweist sich als überlebenswichtig: S wie Sehnsucht, Spiel, Sinn...
Buchentstehung
Wie die 'Erbschaft' ist auch dieses Buch aus zahlreichen Gesprächen entstanden, die Hazel Rosenstrauch und ich miteinander führten.
Zur Autorin
Hazel Rosenstrauch wurde am Ende des Krieges in London als Tochter österreichischer Emigranten geboren,
wuchs in Wien auf, studierte in Berlin und promovierte in Tübingen. Sie arbeitete als
Lektorin, Universitätsdozentin und Herausgeberin wissenschaftlicher Zeitschriften. So leitete sie z.Bsp. von 1997 bis 2007
sie die Zeitschrift "Gegenworte". Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Kulturgeschichte vom 18. Jahrhundert bis heute. 2012 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.
Hazel Rosenstrauch lebt in Berlin.
Im persona verlag sind auch erschienen:
Weitere Buchveröffentlichungen: Aus Nachbarn wurden Juden. Ausgrenzung und Selbstbehauptung 1933-1942 Berlin 1988 (vergriffen).
Varnhagen und die Kunst des geselligen Lebens. Eine Jugend um 1800, Verlag Das Arsenal 2003.
Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm von Humboldt, Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag 2009.
Karl Huss, der empfindsame Henker, Matthes & Seitz.
Bitte besuchen Sie auch die persönliche Webseite von Hazel Rosenstrauch
Pressestimmen
"Bemerkenswert ist Hazel Rosenstrauchs Buch, weil sie Programmsprache und Funktionsvielfalt des Computers als literarische Stilmittel einsetzt
und so spielerisch Möglichkeiten und Grenzen computergesteuerter Kommunikation für die Liteatur wie für
die menschlichen Erkenntnisprozesse erprobt. Ein rasanter und streitbarer Versuch, mit Unschärfen und Untiefen
ebenso wie mit Augenzwinkern und Surplus." (Krestin Reimers, LISTEN)
"Das Buch hat seinen Reiz vor allem durch die tatsächlich vorhandene intellektuelle Grazie...
Da wird nicht breit und simpel erzählt, sondern vielmehr anhand pointiert vorgebrachter Kurzberichte
räsoniert, eine kleine Nadel ist griffbereit, um die Sprechblasen der Weltanschauungsjongleure anzustechen...
Zu den vielen Identitätsangeboten geht Hazel Rosenstrauch auf Distanz, aber nicht in verächtlichem Tonfall.
Und man wird schon lange suchen müssen, um einen Text zu finden, in dem die Kritik am Akademischen so
grundsätzlich, treffend und doch ohne platte Häme vorgebracht wird ... Es ist eine Autobiografie,
frei von allem Bekennerhaften, das seit Augustinus und Rousseau auch immer mit dem Prahlerischen einherschreitet,
ein kleines Werk, das die erfreuliche Existenz eines diskreten Charmes jenseits der Territorien der alten und der
neuen Bourgeoisie unter Beweis stellt." (Wendelin Schmidt-Dengler, DER FALTER (Wien))
"Hazel Rosenstrauch legt in ihrem Buch ein sehr eigenwilliges Resümee ihrer Lebenserinnerungen von
1963 bis heute vor... Die Autorin spinnt ein Werk voll ironisch-heiterer, bisweilen zynischer
Untertöne gegen und für die Apo-Zeit, gegen des etablierten Wissenschaftsbetrieb und
die gesellschaftliche Realität. Die Software zum geistigen Betriebssystem ist der im Titel erwähnte
Faktor S. S wie Schreiben, Suchen, Spielen, Sehnsucht, Sinn, Sinnlichkeit, Sympathie, Skepsis, Stil ... jenes
Surplus an Energie, ‘das irgendwie anders ist als die Bilder und Modelle, die uns empfohlen, vorgelebt oder
ans Herz gelegt werden.’" (Brigitta Läufer, Die Rheinpfalz)
Textprobe
Das jüdisch-kommunistische Emigrantenkind hatte einen Vorteil gegenüber deutschen Freunden, Genossen und Arbeitskollegen. Sie hat gewußt, daß die Zivilisation schon untergegangen war, das war konkrete Familiengeschichte, in ihrem Paß eingetragen. Es hat geholfen, als sich die Euphorie einer Suche nach dem neuen Menschen erst in Katastrophitis und etwas später in die Entdeckung regionaler, autochthoner, vielfältiger Kultur oder bedrohter Bäume verwandelt hat.
Schnitt. Sechs Jahre später. N. beim Verhör betreffs Berufsverbot, das die Sozialdemokratie erfunden und später bereut hat. An einer prekären Stelle des Interviews sagte sie: 'Ich bin aufgrund der Erlebnisse meiner Eltern streng demokratisch erzogen.' Sie konnte sehen, wie der gelbe Stern im Hirn der Prüfer aufgeleuchtet ist. Jüdin und Berufsverbot war heikel, eine andere Linke mit jüdischer Abstammung hatte gerade den Zusammenhang mit der älteren deutschen Geschichte in Erinnerung gerufen. Man wählte eine geradezu österreichische Lösung. N. bekam kein Berufsverbot, nur die Stelle war leider vergeben.
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