Roman in Briefen
Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe
2017

ca. 128 Seiten, Hardcover
€ 17,50, SFR 27,00
ISBN 978-3-924652-43-2

Rachid Benzine
Der Zorn der Feiglinge


"Warum habe ich nichts kommen sehen?", fragt sich Nours Vater verzweifelt, als diese ohne Abschied nach Falludscha aufbricht, um sich dem IS anzuschließen. Zwischen Vater und Tochter beginnt ein leidenschaftlicher Briefwechsel. Der liberale Islamgelehrte beschwört Nour zurückzukommen und versucht sie davon zu überzeugen, dass der IS nichts von dem verkörpert, was für ihn den Islam ausmacht. Nour dagegen ist fasziniert von der neuen Glaubensgemeinschaft und entschlossen, durch Handeln die Welt zu verändern. Nach und nach wachsen in ihr jedoch Zweifel bis hin zum Abscheu. Schließlich trifft sie eine radikale Entscheidung.

"Warum entscheiden sich junge Frauen und Männer, die in meinem Land geboren und aus meiner Kultur hervorgegangen sind, in den Krieg zu ziehen, um im Namen Gottes, der auch mein Gott ist, zu töten?" Diese Frage treibt Benzine um, und das Pariser Bataclan-Attentat vom November 2015 gab den letzten Anstoß zu diesem Buch.

Buchentstehung
Als ich im Sommer 2016 die Ankündigung dieses Buches im Katalog von Seuil las, war mein Interesse sofort geweckt. Als ich wenig später den Text als pdf erhielt, war ich begeistert. Inhalt und Form überzeugten mich gleichermaßen. Glücklicherweise bekam persona den Zuschlag. Nach Annie François' Buchgeflüster und Philippe Delerms Vorsicht, der Teller ist heiß! ist es die dritte Lizenz, die ich von Seuil erwerben konnte. Ich hoffe, dass dieses Buch nun auch in Deutschland zum Verständnis des Islam beiträgt.

Zum Autor

Rachid Benzine wurde 1971 im marokkanischen Kénitra geboren. 1996 wurde er französischer Kickboxmeister. Benzine ist Politologe und Historiker des Islam, er unterrichtet am Institut für Politische Studien in Aix sowie am Institut für Protestantische Theologie in Paris. Benzine wird regelmäßig nach Brüssel eingeladen, um vor den europäischen Institutionen über den Islam zu sprechen. Drei Autoren, sagt er, haben ihn philosophisch geprägt: Paul Ricœur, Michel Foucault und Jacques Derrida. 2012 erschien im Verlag der Weltreligionen "Islam und Moderne. Die neuen Denker". "Der Zorn der Feiglinge" ist sein erster Roman. Die Bühnenadaption "Lettres à Nour" lief mit Erfolg 2017 im Théâtre de Liège.

Zur Übersetzerin

Regina Keil-Sagawe setzt sich seit Jahrzehnten für die Vermittlung maghrebinischer Literatur ein. U.a. hat sie Werke von Driss Chraïbi und Youssouf Amine Elalamy, Albert Memmi und Boualem Sansal, Mohammed Dib, Yasmina Khadra und Habib Tengour übersetzt. Sie lebt in Heidelberg.

Pressestimmen

"Man kann den IS zerstören, aber sein Diskurs ist eine radioaktive Wolke, die sich ausbreiten wird. Europa hat vergessen, was für ein Zündstoff religiöse Kraft sein kann. Diese jungen Leute fühlen sich von einer Umwälzung angezogen, bei der sie die Akteure sind. Das führt uns zu uns selbst zurück: Was bieten wir der Jugend?" (Aus einem Interview)