Roman
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Alexander Sacher-Masoch |
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Zum AutorAlexander Sacher-Masoch (1901-1972) kam in Mähren zur Welt. Nach dem Studium der Chemie freier Journalist und Schriftsteller. In den zwanziger Jahren lebte er in Berlin, 1933 bis 1938 in Wien, dann Exil in Jugoslawien. 1946 Rückkehr nach Wien, Neubegründer des österreichischen PEN, zusammen mit Franz Theodor Csokor. Sacher-Masoch verfaßte unzählige Kurzgeschichten und einige Romane. Er übersetzte auch aus dem Ungarischen. Pressestimmen"Der weitgehend als autobiographisch zu wertende Roman hat gegenüber diesem Genre jedoch sehr wesentliche Vorzüge: Die Poesie, die bald ironisch, bald elegisch den Schilderungen einen besonderen Reiz verleiht, das Kolorit, ungebrochen, ja ungewollt, so wie die Wirklichkeit es dem Erzähler aufdrängte, und die Aufspaltung des Geschehens auf verschiedene Personen und Schicksale, so dass wir zwar das charmante Ich des Helden Pierre nie aus den Augen verlieren, aber ein Gesamtbild erhalten, das über das Dokument hinaus seinen besonderen Flair bewahrt. Durch sein Wiedererscheinen fünfzig Jahre nach seiner Entstehung konfrontiert uns Sacher-Masochs Roman nicht nur mit einem trotz kriegerischer Wirren noch einigermaßen intakten, seine Vorzüge und seine Schönheiten bewahrenden Jugoslawien, sondern auch mit dem Phänomen des Vergessenwerdens trotz unleugbarer literarischer Fähigkeiten." (Hermann Schreiber, Literatur und Kritik (Salzburg)) "Auch jetzt haben auf dem Balkan wieder Ölgärten gebrannt, wodurch die liebevoll gehegte Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört worden ist. Wegen der aufwühlenden Parallelen zu heute ist Alexander Sacher-Masochs Romans sehr zur Lektüre zu empfehlen." (Werner Thuswaldner, Salzburger Nachrichten) Textprobe"'Zigarette?' sagt Gatti. Sie lassen die Säge los. Pierre fängt die Zigarette, die Gatti blitzschnell gedreht und ihm zugeworfen hat, geschickt auf. Ein paar Züge nur. Der Schweiß steht auf ihren Stirnen, denn die Sonne brennt heiß. Einmal haben sie ein Gespräch, weil Gatti manches in Pierres Gesicht gelesen hat. 'Ärger?' fragt Gatti. 'Sie haben schon wieder meine Auslieferung verlangt', sagt Pierre. 'Die Deutschen. Das Konsulat in Split.' 'Und die hier machen es?" Gatti meint damit die Italiener. 'Sie sagen nein.' Pierre spuckt aus, weil er das Ende der Zigarette abgebissen hat. 'Noch habe ich eine Weile zu leben. Bin ein bescheidener Mensch.' Leise sagt Gatti: 'Man muß selbst zum Wolf werden, wenn man Wölfe zur Strecke bringen will.' Noch ein letzter Zug aus der Zigarette. Aus. Los, Pierre! Los, Gatti! Keine Müdigkeit! Die Stunden rennen wie Pferde davon. Noch fehlen vier ganze Meter. Der Magen knurrt? Laß ihn kurren! Die Sonne sticht? Wen kümmert’s? Der Kopf bleibt frei und denkt. Zwei Stunden später sagt Pierre, ohne das Gesicht nach oben zu drehen: 'Wölfe werden? Und wer wird die Wölfe, wenn es nur noch Wölfe gibt, wieder in Menschen verwandeln?'" |