Roman
1989

208 Seiten, engl. Br.
D: € 12,50, A: € 12,90, SFR 23
ISBN 3-924652-14-7

J. Ritzerfeld
Der polnische Knoten


Aus dem Niederländischen von Maria Csollány

Drei Männer und eine Frau fahren im Jahr 1980 nach Polen: ein holländischer Dichter, ein Schweizer Drehbuchautor, ein Pianist aus Berlin und eine italienische Journalistin. Für alle bedeutet diese Reise eine Herausforderung, und für alle hat sie ein doppeltes Gesicht -- das Polen von heute und das Land unter deutscher Besatzung. “Polen" wird zur Metapher der angehaltenen Zeit, der aufgehobenen Normalität. Ein Komposition aus Stimmen, Texten und Bildern entsteht, die Lebenslinien der Personen sind kunstvoll miteinander veschränkt, so daß ein schier unentwirrbares Geflecht von Gedanken und Gefühlen entsteht: der polnische Knoten.

Buchentstehung
Maria Csollàny, die Übersetzerin, hatte mich auf das Buch aufmerksam gemacht.


Zum Autor

J. Ritzerfeld (d.i. Oscar Timmers) wurde 1931 in Herlen geboren. In den Niederlanden ist er ein bekannter Romancier. Der Autor lebt in Amsterdam.

Pressestimmen

"Wie lernt man wieder leben, ohne das Gedächtnis der Toten preiszugeben? Das herauszubekommen ist das Ziel dieses literarischen Experiments. Wer den Versuch beobachten möchte, darf nicht die Fäden entwirren wollen, die Ritzerfeld sorgfältig verheddert hat: Historisches und Autobiographisches ist hier untrennbar verwoben ... Ritzerfelds Romanlabyrinth wirkt wie ein Film:(Gedanken-) Bilder und Träume, elegant inszeniert mit den schlichten Mitteln konventioneller Erzählprosa, drängen sich plötzlich auf - und versinken wieder im Nebel , weich ausgeblendet." (Reinold Schmücker, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt)

"Die schönste und ergreifendste Prosa, die seit Jahren geschrieben wurde", urteilte der niederländische Kritiker Rein Bloem bei Erscheinen der Originalausgabe.

Textprobe

"Es stimmte übrigens nicht, daß sie alle Bücher über den Krieg und die Verfolgung gelesen hatte, wie ihre Mutter behauptete. Sie standen zwar in ihrem Bücherschrank, und noch immer kaufte sie neue ergänzte Ausgaben hinzu in allen Sprachen, die sie lesen konnte. Aber sie las 'um das Thema herum'. So wie der Regisseur in seinem Brief den Ort immer mit der Andeutung 'der Komplex' umschrieben hatte. In den Geschichten und 'Instruktionen' ihrer Mutter, die Rosalind fünfzehn Jahre lang gehört hatte, angehört, in sich aufgesogen hatte, war dieses eine Thema, dieser spezielle Ort immer ausgespart geblieben, außer bei der Erwähnung des Mordes als Tatsache. Rosalind wußte alles von ihrer Großmutter bis zum Februar 1944. Danach verlief eine Linie nach Nordosten, zum Ende: verschollen. Keine Einzelheiten."