Satire
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Michail Kozyrew |
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Zum AutorMichail Kozyrew (1892 -1942) debütierte 1921 mit der Erzählung "Krokodil". und wurde als satirischer Autor rasch populär. 1930 wurde Kozyrew aus dem sowjetischen Schriftstellerverband ausgeschlossen und 1931 als "bourgeoiser Schriftsteller" gebrandmarkt. Seiner Publikationsmöglichkeiten beraubt, schrieb er fortan weitestgehend für die Schublade. "Die fünfte Reise Lemuel Gullivers" ist eines seiner letzten Werke, es sollte 1936 erscheinen. Dazu kam es nicht - der Autor verschwand im Gulag. 1942 starb er im Gefängnis von Saratow. Pressestimmen"Es ist die Darstellung der Banalität des Bösen in Gestalt einer Allegorie auf zwei reale Diktaturen, deren Zerstörungskraft bis weit ins 21. Jahrhundert reicht ... Daß es nunmehr auch der deutschsprachigen literarischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte, ist das Verdienst des Übersetzers, dessen kongeniale Übertragung und feinsinnige Einführung in den Text ebenso zu loben ist wie die Bemühungen des Mannheimer Verlages." Wolfgang Schlott, Orientierung (Zürich) "Eine spezielle Leseempfehlung ... In ungewöhnlichen, oft drastischen Bildern und in bittersüßem Grundton schildert Kozyrew eine Diktatur, wo der Imperator den Titel eines Erretters trägt ... Die Anspielungen auf das faschistische Deutschland sind deutlich - genauso wie die Parallelen zur stalinistischen Sowjetunion. Das macht einen Großteil der Brisanz des Textes aus, damals wie heute." Barbara Klett, NDR (Kulturjournal) "Ein Spiel mit dem großen Vorbild, bitterböse und sehr komisch." Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger "Eine überaus lesenswerte Kuriosität." Ralph Dutli, Neue Zürcher ZeitungTextprobe"'Wo bin ich', fragte ich den Polizisten, der als einziger meine Sprache verstand. 'In Juberallija, im besten Land der Welt", antwortete er. Von einem solchen Land hatte ich nie zuvor gehört. 'Wohin werde ich gebracht', fragte ich. 'Man bringt sie nirgendwohin", antwortete der Polizist und fuhr fort, als er mein Unverständnis bemerkte: 'Sie gehen die Gnade des Imperators erflehen. Und da sie den Weg dorthin nicht kennen, begleiten wir sie.' Ich hätte erwidern können, dass mir auch ein Begleiter gereicht hätte, dazu noch unbewaffnet, aber ich hielt mich zurück. Ich wusste aus Erfahrung, dass es für einen Reisenden nichts Gefährlicheres gab, als ungewollt gegen die Gewohnheiten eines Landes zu verstoßen. Die einen nehmen den Hut ab, wenn man sich trifft, während die anderen einen unbedeckten Kopf für ein Zeichen der schlimmsten Beleidigung halten; die einen strecken einander zum Zeichen der Begrüßung die Hände entgegen, andere heben sie hoch und berühren damit den Kopf, noch andere schließlich verneigen sich und machen dabei einen krummen Buckel. Und wenn bei uns in Europa das Recht, unter Bewachung zu gehen, nur Verbrechern oder Königen gewährt wird, dann kann es hier durchaus ein Privileg aller Untertanen sein. Folglich wies ich die Begleitung nicht zurück, die mich während des langen Weges so sorgfältig beschützte." |