Erzählungen eines zeichnenden Menschen
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Eduard Kotschergin |
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Zum AutorDen Rohstoff für seine Geschichten schöpft Eduard Kotschergin aus den Begegnungen und Erlebnissen, die ihm sein bewegtes und zum Teil bitteres Leben bescherte. 1937 geboren, verbrachte er Jahre in staatlichen Erziehungsheimen, nachdem sein Vater im Gulag verschwunden und die Mutter verhaftet worden war. Er floh aus dem NKWD-Heim in Sibirien und schlug sich nach Leningrad durch. Er war Mitglied einer Diebesbande und lebte auf der Straße. Nach der Ausbildung an der Leningrader Kunstakademie konnte er schließlich sein Zeichentalent zum Beruf machen: Kotschergin wurde Bühnenbildner und Szenograf. Er arbeitete an verschiedenen russischen Theatern, erhielt vielfach internationale Auszeichnungen und ist derzeit leitender Bühnenbildner am Großen Dramatischen Theater (Towstonogow-Theater) in St. Petersburg. Pressestimmen"Ein Roman von Weltrang … autobiographisch und poetisch, direkt und sprachgewaltig." (Matthias Biskupek, Eulenspiegel)
"Der Bühnenbildner am Großen Dramatischen Theater in St. Petersburg ist selbst ein gezeichneter Mensch. Was Eduard Kotschergin als Kind und Heranwachsender durchmachte, ist eigentlich unbeschreiblich... Sein bildnerisches Talent lässt ihn Figuren nachzeichnen, unglaubliche Persönlichkeiten, deren Grausamkeit und Mildtätigkeit, deren Verruchtheit, deren krimiller Ehrbegriff, deren Vulgarität und Leiden ein einzigartiges kritisches Tableau der sowjetischen Gesellschaft von der späten Stalinzeit bis in die siebziger Jahre ergeben.
"Ein wunderbares Buch, trotz der harten bis unmenschlichen Lebensumstände, die es schildert, geschrieben in einem poetischen, anteilnehmenden und warmherzigen Ton." (Barbara Scholz, Zeit für Bücher, Lindemanns Buchhandlung, Stuttgart) "Wahrscheinlich die beste Prosa der letzten Jahre ... Ein Roman in Erzählungen. Erstaunlich das Gedächtnis des Autors, sein Stil, seine meisterliche Erzählkunst. So frei bewegt er sich in den verschiedenen Sprachebenen, so anschaulich und klar schreibt er, dass es manchmal schwer fällt, an den dokumentarischen Kern zu glauben." (Nikolaj Alexandrow, Echo Moskaus) "Unter den Erzählungen des Bandes finden sich wahre Meisterwerke im Geist der klassischen russischen Literatur. Hauptthema sind die Erniedrigten und Beleidigten, die Deklassierten, der 'Abschaum'... Doch welche Persönlichkeiten! Was für dramatische Geschichten, welche Poesie und was für ein Schmerz! Schon lange nicht mehr habe ich ein solches Lesevergnügen an einer Sprache und einem Stil empfunden, wie sie nur großer Literatur eignen. Eduard Kotschergin ist ein Meister, ein Künstler von Gottes Gnaden." (Mark Rosowskij, Nesawissimaja gaseta) Textprobe"Endlich kam der Fähnrich aus seiner Königsberger Ferne und brachte ein Geschenk mit, eine große Schachtel, in der ein fremdländisches Wunderding lag - eine deutsche sprechende Puppe mit Haaren, so flachsblond wie Paschkas, und himmelblauen Augen, gesäumt von langen, dichten Wimpern. Sie trug ein prächtiges spitzenbesetztes weißes Brautkleid mit Brautschleier und weiße Atlasschuhe mit silbernen Schnallen. Aber das Wichtigste - sie konnte die Augen auf- und zumachen und "Mama" sagen. Diese Schönheit, das unverhoffte Glück, die Angst, es könnte gar nicht wahr sein, überwältigte Paschka, und sie bekam Schluckauf. Die ganze Woche, die der Fähnrich da war, brauchte sie, sich an die Puppe zu gewöhnen, und hatte Scheu, das unglaubliche Wesen zu berühren. Der Seemann, bevor er wieder in die blaue Königsberger Ferne entschwand, schwor Paschka hoch und heilig, sie beim nächsten Mal samt Puppe mitzunehmen in sein Paradies, dann war er weg, als hätten ihn die Wellen verschlungen. Als die Freundinnen im Leninpark von dem schicken Geschenk erfuhren, verlangten sie von Paschka, die Brautpuppe dem versammelten Artel vorzuführen. Paschka musste sich fügen." |