Roman
2006

224 Seiten, Hardcover
D: € 18,00, A: € 18,50, SFR 28,10
ISBN 3-924652-34-1

Heidi Köngäs
Der fremde Mann


Aus dem Finnischen von Regine Pirschel

"Der fremde Mann" ist eine Liebesgeschichte. Sie spielt vor dem Hintergrund der herben Schönheit eines einsamen Küstenstrichs unter dem Polarstern.
Das geregelte Leben der Fotografin Iiris wird auf den Kopf gestellt, als sich ein fremder Mann um die Stelle eines Fotogehilfen bewirbt. Tuomas ist Mitte zwanzig und von Kriegserlebnissen gezeichnet. Er ist seiner Verlobten Marre in die Stadt gefolgt, die am dortigen Lehrerseminar anfängt zu studieren.
Zwischen Iiris und Tuomas entsteht eine heftige Zuneigung, von der sie im Wechsel erzählen. Ihr Begehren, ihre widerstreitenden Gefühle und Gedanken sind in einem Doppeltagebuch eingefangen. Das durch Leidenschaft gesteigerte Lebensgefühl der beiden erlebt der Leser hautnah mit. Doch Tuomas fühlt sich an Marre gebunden ...

Buchentstehung
Im Oktober 2004, während der Frankfurter Buchmesse, speiste ich auf Einladung meiner russischen Lizenzpartner sehr fein zu Abend. Meine Tischnachbarin war eine finnische Kollegin. Wir kamen ins Gespräch, und als ich sagte, ich sei auf der Suche nach einem interessanten neuen Projekt, schlug sie mir Heidi Köngäs' "Der fremde Mann vor". Gesagt, getan ...


Zur Autorin

Heidi Köngäs wurde 1954 geboren und wuchs in der Hafenstadt Raahe auf. Sie ist Regisseurin beim finnischen Fernsehen YLE und wurde für ihre Literaturverfilmungen mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Prix Europa. Ihr erster Roman "Luvattu" ("Versprochen") erschien im Jahr 2000, der vorliegende, "Vieras mies" ("Der fremde Mann"), 2002. Beide Romane wurden von der Kritik hoch gelobt. "Der fremde Mann" ist die erste Übersetzung der Autorin in eine andere Sprache.

Pressestimmen

"Wie ihrer Figur, der Fotografin Iiris, gelingt es auch der Autorin, Bilder von Menschen mit sichtbaren oder unsichtbaren Verletzungen einzufangen ohne diese bloßzustellen, ungeschönt, aber voller Wärme. Ein lesenswertes Buch, das man, einmal begonnen, nicht aus der Hand legen mag." Nikola Herweg, Gießener Allgemeine

"Frau trifft Mann: Die Finnin Köngäs zaubert aus dieser ältesten aller Geschichten ein auf- und erregendes Kammerspiel." Ingrid Nowel, Buchjournal

"Große Gefühle, unsentimental dargestellt." Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger

"Kühl-verwegen wie das Meer, verhalten und geheimnisvoll wie die Wolken vor dem Regen - ein bezaubernder Roman, der Sehnsüchte weckt." Büchermenschen/ Hugendubel

Textprobe

"Sie
Er kommt am Nachmittag in mein Geschäft und sagt, er habe gehört, dass ich eine Aushilfskraft suche. Ich bestätige es, im Moment sei viel zu tun, aber ob das in einem halben Jahr noch der Fall sei, könne ich nicht garantieren. Er verstehe, sagt er und rührt sich nicht von der Stelle, während ich weiter in den Fotos blättere. Ich setze die begonnene Arbeit fort und sortiere den Stapel fertig, der Fremde wartet immer noch, mit der Schirmmütze in der Hand. Er hat ungefähr meine Größe, ein sehniger, irgendwie zäh wirkender junger Mann mit dunklem Haar. Sein Kinn ist schwarz, entweder ist er unrasiert, oder er hat einen hartnäckigen Bartwuchs.
Auf der Soviokatu ist niemand zu sehen, wie ich mit einem Blick durchs Fenster feststelle. Hier ist nie jemand zu sehen. Durch die leeren Straßen mit dem Kopfsteinpflaster heult nur der Meereswind. Jetzt fehlt sogar der, denn eine seltsame Hitze lastet über der Stadt, das Thermometer klettert selbst im Schatten auf dreiundzwanzig Grad. Ein ungewöhnlich heißer August.
Ich stelle keine Fragen, mustere den Mann. Im Raum ist es still, die Standuhr tickt gleichmäßig."