
|
Walter Fischer
Kurze Geschichten aus einem langen Leben
Lebenserinnerungen des österreichisch-kommunistischen Arztes und Journalisten: In den "kurzen Geschichten" schildert Walter Fischer
lebendig und anschaulich seine Jugend, die ersten Jahre als junger Arzt und wie er das Massenelend der Arbeitslosen erlebte.
Er ist ein scharfäugiger aber niemals herzloser Beobachter seiner Mitmenschen. Den Untergang Wiens hat er treffend dargestellt,
ebenso wie das eigenartig altertümliche Leben in der wolgadeutschen Sowjet-Republik. Im spanischen Bürgerkrieg erlebt er, wie unterschiedlich die verschiedenen
Nationalitäten mit dem Kriegsgrauen umgehen. Der Band schließt mit Aufzeichnungen seiner
politischen Tätigkeit nach dem Krieg.
Buchentstehung
In einem Sammelband mit Texten zum spanischen Bürgerkrieg war ich auf den Namen Walter Fischer gestoßen. Über das 'Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstands' in Wien kam ich mit der Tochter des Autors in Kontakt, Ruth Scheurer, die mir das Manuskript ihres Vaters anvertraute.
Zum Autor
Walter Fischer (1901-1978) stammt aus St. Pölten. Der spätere Arzt war von Jugend
auf in der Arbeiterbewegung Österreichs engagiert und beteiligte sich am
Februaraufstand von 1934. Vorübergehend war er in Wöllersdorf interniert,
konnte 1935 jedoch in die Sowjetunion auswandern, wo er als Artz bei den Wolgadeutschen arbeitet.
1936 kämpfte er im spanischen Bürgerkrieg und kehrte 1939 nach Moskau zurück.
Dort war er Chefredakteur von “Radio Moskau für Österreich”.
1945 kam er zurück nach Wien und arbeitete weiter als Journalist.
Pressestimmen
"Fischers skizzenhafte Lebensgeschichte kann behilflich sein, einem Verständnis für diejenigen näherzukommen, die wie er den Weg vom Sozialdemokraten zum Kommunisten und schließlich zur heimatlosen Linken gegangen sind, weil sie sich -- und ihrem sozialen Engagement -- treu bleiben wollten." (Hermann Langbein, Wiener Tagebuch)
"Fischer versteht zu zeigen, wie sich Lebensgeschichte und Zeitgeschichte berühren. Locker aneinandergeknüpfte ‘kurze Geschichten’ werfen Schlaglichter auf lebensgeschichtliche Situationen, die zugleich mit den Kämpfen und Konflikten der Epoche verbunden sind." (Heribert Seifert, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt)
"In einer klaren, schnörkellosen Sprache, fast naiv, berichtet er von seinen Erlebnissen und Überlegungen, auch von seinen Irrtümern und Fehleinschätzungen... Ich möchte die Lebenserinnerungen Walter Fischers ausdrücklich zur Lektüre empfehlen." (Jürg Jegge, SonntagsZeitung (Zürich))
Textprobe
Das Nebeneinander von mehr als fünfzig Nationen in den Internationalen Brigaden bot reichlich Gelegenheit, verschiedene nationale Besonderheiten zu beobachten. Jeder unserer Frontärzte wußte, daß ein spanischer Verwundeter seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Sein jammerndes 'O madre mía' war die regelmäßige Begleitmusik zur willig ertragenen Wundbehandlung. Die Franzosen wieder fluchten, wenn sie von Schmerzen geplagt wurden, mit unerschöpflicher Erfindungsgabe.
Anders die Engländer. Mit zusammengebissenen Zähnen ertrugen sie jeden Schmerz, ohne einen Laut von sich zu geben. Wenn aber die Grenze des Erträglichen überschritten war, dann verloren sie das Bewußtsein und brachen zusammen...
|